Vier Schulfreunde liegen draußen im Park im Gras, lächeln und genießen das Ende des letzten Unterrichtstages

Entwicklung bei Kindern

Meilensteine erreichen

Die Entwicklung eines Kindes ist ein faszinierender und komplexer Prozess, der bereits im Mutterleib beginnt. Er umfasst verschiedene Aspekte wie körperliche, kognitive und emotionale Wachstumsphasen. Die einzelnen Entwicklungsstufen, die Kinder in einem bestimmten Alter jeweils erreichen können und bei einer gesunden Entwicklung auch sollten, sind anhand von sogenannten Meilensteinen definiert. Ob und in welchem Umfang sie diese Meilensteine schaffen, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Dazu gehören zum Beispiel innere Faktoren wie die Gene und Hormone, die die Entwicklung steuern. Aber auch äußere Einflüsse wie die Umwelt und Lebensumstände spielen eine Rolle beim Heranwachsen von Kindern. So wirken sich zum Beispiel der Bildungsstand der Eltern, Armut oder die Qualität und das Ausmaß des  Medienkonsums auf die Entwicklung des Kindes aus. Eltern und betreuende Personen übernehmen als Bezugspersonen wichtige Aufgaben im Rahmen der Kindesentwicklung und können diese unterstützen und fördern.

Körperliche Entwicklung

Die körperliche Entwicklung bei Kindern betrifft unter anderem Veränderungen in Größe, Gewicht und motorischen Fähigkeiten. In den ersten Lebensjahren erleben Kinder ein schnelles Wachstum. Wichtige Meilensteine in der motorischen Entwicklung sind zum Beispiel das Sitzen, Krabbeln, Laufen, Springen, Treppen steigen und Balancieren (Gleichgewichtskontrolle) sowie das Sprechen. Im Schulalter verlangsamt sich das Wachstum etwas, aber die Feinmotorik und Koordination verbessern sich deutlich.

 

Neben den motorischen schreitet auch die Entwicklung der sensorischen Fähigkeiten voran; zusammen ermöglichen sie es Kindern, ihre Umgebung zu erkunden und zu lernen.

  • Säuglinge/Babys (0–2 Jahre): In dieser Phase entwickeln Kinder grundlegende motorische Fähigkeiten wie das Heben des Kopfes, Sitzen, Krabbeln und schließlich Laufen. Sie lernen, Objekte gezielt zu greifen und zu halten. Die Entwicklung der Sinne beginnt bereits im Mutterleib. Neugeborene können zum Beispiel schon sehen, hören, riechen, schmecken und fühlen.
  • Kleinkinder (2–5 Jahre): Kinder verbessern ihre Hand-Augen-Koordination und grobmotorischen Fähigkeiten. Sie sind zum Beispiel in der Lage, einen Turm aus Bauklötzen aufzustellen, oder beginnen, mit Besteck zu essen. Sie lernen zu rennen, zu springen, komplexere Bewegungen auszuführen und zu sprechen. Die Feinmotorik sowie die fünf Sinne prägen sich immer mehr aus. Das Sprachverständnis entwickelt sich.
  • Kinder (6–11 Jahre): In diesem Stadium verbessern sich Geschicklichkeit und Koordination, was sich in sportlichen Aktivitäten oder Tanzen und feinmotorischen Fähigkeiten wie Schreiben und Zeichnen zeigt. Die Kinder halten zum Beispiel einen Stift nicht mehr nur, sondern lernen, ihn präzise zu führen. Auch das Musizieren und Spielen eines Instruments erlernen Kinder in diesem Alter besonders gut.
  • Jugendliche (12–18 Jahre): Während der Pubertät kommt es zu tiefgreifenden körperlichen Veränderungen, denn das Kind reift zum Erwachsenen heran. Die Jugendphase (Adoleszenz) ist geprägt durch weitere Wachstumsschübe, die Weiterentwicklung der Genitalien und der sexuellen Reifung. Damit ist auch die Identifikation mit dem eigenen Geschlecht verbunden. Die Phase endet mit Abschluss des Wachstums.
Kindliche Hände halten Alphabet Holzbrett mit farbigen Schrift Buchstaben

Kognitive Entwicklung

Die kognitive Entwicklung, häufig auch als geistige oder intellektuelle Entwicklung bezeichnet, bezieht sich auf das Denken, Lernen und zum Beispiel Problemlösen. Wie auch die körperliche, schreitet die kognitive Entwicklung Schritt für Schritt voran. Ein interessantes Entwicklungsmodell stellte hierzu der Psychologe Jean Piaget auf.

Neugeborene und Babys bis zu zwei Jahren sind beispielsweise noch stark von Reflexen geprägt, erkunden ihre Umwelt jedoch bereits mit all ihren Sinnen. Mit dem Älterwerden nehmen komplexe Verhaltensweisen zu, denn sowohl das Denkvermögen und Verständnis als auch die Reaktionen der Kinder auf Erlebtes werden umfangreicher und präziser. Sie lernen, logisch und abstrakt zu denken, entwickeln ein wachsendes Vorstellungsvermögen und hinterfragen zunehmend Zusammenhänge.

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Emotionale und soziale Entwicklung

Emotionale Intelligenz, das Verständnis und der Ausdruck von Emotionen, ist ein wesentlicher Bestandteil der Kindesentwicklung. Kinder müssen erst lernen, ihre eigenen Gefühle und die von anderen Personen zu identifizieren, zu verstehen und angemessen darauf zu reagieren.

  • Säuglinge/Babys: Kinder entwickeln sehr früh emotionale Bindungen und beginnen, Freude, Angst, Ärger und Traurigkeit zu zeigen. Sie äußern ihre Gefühle zumeist spontan und noch unkontrolliert. Soziales Lernen setzt ebenfalls früh ein, bereits im Alter von vier bis sechs Wochen.
  • Kleinkinder: Kinder im Kleinkindalter lernen, ihre Emotionen zu identifizieren und einzuordnen. Sie können sie besser kontrollieren und zeigen zunehmend Empathie, das bedeutet, sie können sich in andere hineinversetzen und beispielsweise Mitgefühl empfinden. Erste Trotzphasen sind zu beobachten.
  • Kinder: Zwischenmenschliche Beziehungen und Freundschaften werden wichtiger. Die Kinder entwickeln ein tieferes Verständnis für komplexe Emotionen und soziale Normen.
  • Jugendliche: Es kommt zu seelischen Umstellungen, die wie die körperlichen Veränderungen einige Zeit benötigen. Sie verlaufen häufig unkoordiniert. Ein Grund dafür sind die hormonellen Veränderungen im Zuge des Reifeprozesses. Es kommt nicht selten zu krisenhaften Situationen, Autoritätsprotesten und manchmal zu depressiven Verstimmungen.

Gut zu wissen

Es gibt drei Eigenschaften, die eine Bezugsperson – Eltern oder betreuende Personen – aufweisen sollte, damit sich Kinder gesund emotional entwickeln: Vertrautheit, Verfügbarkeit und Verlässlichkeit. Das bedeutet zum Beispiel, dass die Bezugsperson für das Kind immer (über die gesamte kindliche Entwicklung hinweg) verfügbar ist, unabhängig davon, wo sich das Kind aufhält. Beispielsweise kann sich eine längerfristige Abwesenheit (Deprivation) der Bezugsperson negativ auf das Bindungsverhalten des Kindes auswirken. Das muss nicht zwingend bewusst geschehen. Manchmal ist eine Erkrankung – verbunden mit einem längeren stationären Aufenthalt – der Grund, warum sich Kind und Bezugsperson nicht regelmäßig sehen können. In solchen Fällen sollte darauf geachtet werden, dass eine (möglichst vertraute) Person beim Kind anwesend ist, zu der es eine Beziehung aufbauen kann.

Kind spielt mit magnetischen Bauklötzen.

Tipps zur Förderung der Entwicklung

Eltern und betreuende Personen können einen großen Beitrag dazu leisten, dass Kinder sich gesund entwickeln. Zu ihren Aufgaben gehört unter anderem, die richtige Umgebung zu schaffen und die nötigen Ressourcen bereitzustellen, die Kinder für das Heranwachsen benötigen.

  • Frühförderung: Die ersten Jahre im Leben eines Kindes sind entscheidend für die Gehirnentwicklung. Sorgen Sie für eine anregende Umgebung mit viel Liebe, schenken Sie dem Kind Aufmerksamkeit und schaffen Sie Lernmöglichkeiten.
  • Ausreichend Zeit: Kindesentwicklung braucht Zeit. Der Zeitpunkt, wann ein Kind einen bestimmten Meilenstein erreicht hat, ist individuell verschieden. Außerdem benötigen Kinder zur Erfüllung ihrer Aufgaben mehr Zeit als Erwachsene. Es hilft daher nicht, zu drängeln, reichen Sie bei Bedarf eine helfende Hand.
  • Jedes Kind ist einzigartig: Da jedes Kind sich in seinem eigenen Tempo entwickelt, sind Vergleiche mit anderen, gleichaltrigen Kindern nicht empfehlenswert. Eltern sollten es daher vermeiden, die Fähigkeiten ihres Kindes an denen anderer zu messen.
  • Vorbilder: Kinder lernen durch Nachahmung. Positives Verhalten vorzuleben, ist eine effektive Methode, um die Entwicklung zu fördern.
  • Geordnete Strukturen: Gerade Kleinkinder benötigen Orientierung, um sich gesund entwickeln zu können. Zum Beispiel mit einem strukturierten Tagesablauf, wiederkehrenden Ritualen oder Verhaltensregeln können Eltern ihren Kindern ein sicheres Gefühl vermitteln, sie emotional stärken und eine Richtung vorgeben.
  • Spielerisch lernen: Spielen ist mehr als nur Unterhaltung; es ist ein wesentlicher Bestandteil des Lernens und der Entwicklung. Nehmen Sie sich daher Zeit, lassen Sie das Kind in sich heraus und spielen Sie mit dem Nachwuchs.
  • Gesundheit und Ernährung: Regelmäßige Gesundheitschecks und eine ausgewogene Ernährung sind wichtig für die gesunde Entwicklung eines Kindes. Kinder bis zum Alter von sechs Jahren und Jugendliche im Alter von zwölf bis 14 Jahren haben gesetzlichen Anspruch auf Gesundheits- beziehungsweise Vorsorgeuntersuchungen (U1 bis U9 und J1). Im Rahmen dieser Untersuchungen überprüfen Ärztinnen und Ärzte der Kinder- und Jugendmedizin den aktuellen Entwicklungsstand des Kindes und leiten bei Bedarf Maßnahmen zur Entwicklungsförderung ein. Bei der Ernährung sollte besonderes Augenmerk auf Proteine, Calcium und Vitamin D gelegt werden, die für das Knochen- und Muskelwachstum und die daraus resultierende körperliche Kraft von entscheidender Bedeutung sind.

Fazit

Die Entwicklung eines Kindes ist ein vielschichtiger Prozess, der individuelle Unterschiede aufweist. Kinder durchlaufen zwar in der Regel ähnliche Entwicklungsstufen, dies geschieht jedoch in ihrem eigenen Tempo. Jedes Kind ist ein Individuum, daher sollten Eltern und betreuende Personen ihm eine Umgebung schaffen, die seine einzigartigen Fähigkeiten und Interessen fördert.

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